Madgermanes

Ein Leben in der DDR

Madgermanes

Vor 30 Jahren wurde Mosambik als eines der letzten Länder in Afrika unabhängig. Dem war ein bewaffneter Kampf gegen die Kolonialmacht Portugal vorangegangen, der wiederum zur Destabilisierung und schließlich zum Sturz der dortigen faschistischen Diktatur im Jahr 1974 beigetragen hatte. 1974, als Mosambik kurz vor seiner Unabhängigkeit stand, nahm die DDR Beziehungen zu diesem Land auf, die fünf Jahre später in einem Staatsvertrag mündeten und zu einer Partnerschaft führte, die bis zum Ende der DDR anhielt. Viele DDR-Bürger arbeiteten Jahre als Entwicklungshelfer in Mosambik und halfen, das Land aufzubauen.

Die DDR heuerte aber auch Mosambikaner (neben Polen, Tschechen, Kubanern und Vietnamesen) als Vertragsarbeiter an und verhalf Studenten zu einem Studium in der DDR.

Etwa 15.000 Mosambikaner lebten als Vertragsarbeiter einige Zeit in der DDR. Damals war es üblich, dass ein Teil des Lohns (bis zu 60%) auf ein Konto der mosambikanischen Regierung überwiesen wurde. Das Geld sollte nach der Rückkehr in die Heimat ausgezahlt werden und als Startkapital für das weitere Leben in der Heimat dienen. Die erworbenen Fähigkeiten aus der Tätigkeit in der DDR sollten für den Aufbau des eigenen Landes genutzt werden. Nach dem Fall der Mauer und Schließung vieler ehemaliger DDR-Fabriken mussten die meisten Arbeiter zurück nach Mosambik.

Hier tobte immer noch der Bürgerkrieg, der 1992 endlich ein Ende fand. Und seit dieser Zeit weigert sich die Regierung von Mosambik, das eingezahlte Geld der Vertragsarbeiter herauszugeben. Um ihre Wut darüber kundzutun und endlich eine Reaktion auf ihre Anfragen an die eigene Regierung und auch an Deutschland nach dem Verbleib des Geldes zu erzwingen, besetzten etwa 40 dieser Arbeiter im Jahr 2004 die Deutsche Botschaft in Maputo.

Und auch heute laufen die Frauen und Männer jeden Mittwoch in einem Protestmarsch durch Maputo, an den restlichen Tagen halten sie eine Mahnwache in dem Park Jardim 28 de Maio an der Avenida 24 de Julho vor dem Toilettenhäuschen, das sie ihre „Zentrale“ nennen.

Zwanzig Jahre nach der Deutschen Wiedervereinigung gibt es für mich, der im Westen aufgewachsen ist, noch viel über die DDR zu lernen und zu entdecken. Dabei bin ich auf das Engagement der DDR in Mosambik gestoßen. Von Juni bis August 2009 habe ich zusammen mit meiner Freundin Caroline das ehemalige Partnerland Mosambik besucht.

Unsere dreimonatige Reise in Mosambik hat uns von der Hauptstadt Maputo im Süden des Landes in den Norden bis auf die Insel Ilha do Ibo geführt.

In dieser Zeit habe ich viele dieser Gastarbeiter kennenlernen dürfen. Mich interessiert, was diese Menschen, die in ihrem Land „MadGermanes“ genannt werden, über ihr Leben in der DDR zu berichten haben. In Maputo habe ich einige der Gastarbeiter zu ihrer Vergangenheit in der DDR befragt. Hier sind ihre Statements zu hören.

Mein Dank gilt Alfredo, Angelica, Juma, Alindu und Manuel, dass sie sich die Zeit für mich genommen haben und meinen Fragen gerne beantwortet haben.